Gute bautechnische Lösungen erfordern intelligentes Zusammenspiel der Systeme

Die Bauwirtschaft befindet sich im Umbruch. Die neue Generation von Green Buildings verspricht einen deutlichen Fortschritt in Sachen Energieeffizienz: sparsam, langlebig und ökologisch nachhaltig – so, wie das Konzept, die Architektur und die Bautechnik der Neuen Messe Stuttgart anschaulich demonstrieren.

Mit mehr als 35 eigenen Messen/Ausstellungen und etwa 20 Gastveranstaltungen jährlich ist die Neue Messe Stuttgart Drehscheibe für die stark exponierte Wirtschaftsregion BadenWürttemberg und darüber hinaus Impulsgeber, Katalysator und Scout für neue Entwicklungen und Themen.  Auf den ersten Blick besticht der gigantische Gebäudekomplex durch sein elegantes Erscheinungsbild: Die Architektur des Parkhauses, der neun Messehallen und die weitgespannten Stahlträgerdes Internationalen Congresscenters Stuttgart (ICS) prägen sich sofort bei den Besuchern und Ausstellern ein. Trotz der schieren Größe sollen sich die Menschen während eines Messerundgangs vor allem dort wohl und sicher fühlen und darüber hinaus auch noch gut orientieren können. Offene und nachvollziehbare Strukturen erlauben es den Besuchern deshalb, Einblicke in die technische Konstruktion zu erhalten und vermitteln sowohl Sicherheit als auch Orientierung. Dieses besondere architektonische Gesamtkonzept ließ sich nur mit Materialien und Bautechniken umsetzen, die ihrer Zeit voraus sind. Und hier legten die von der Projektgesellschaft Neue Messe GmbH & Co. KG beauftragten Architekten Wulf + Ass Freie Architekten BDA, Stuttgart, höchste Maßstäbe an: Klare Texturen und Oberflächen vermischen sich bei dem Demonstrativobjekt mit der Eleganz modernster Baustoffe und der Intelligenz neuester Bautechniken und Systeme.

Umfangreiches Sicherheitspaket
Die Bosch Sicherheitssysteme GmbH sicherte sich als Generalunternehmer den Auftrag für die Installation von umfangreichen sicherheitstechnischen Anlagen. Dazu gehörte ein Gesamtpaket, bestehend aus Brandmeldeanlagen, elektro-akustischen Anlagen sowie Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA). Hier kam es besonders auf Kosten- und Terminsicherheit an und auf verlässliche Zulieferer, die mit technisch ausgereiften Ansätzen optimal kombinierte Lösungen bieten. Es ging nicht nur darum, die beste Technik zu planen, sondern mit allen am Projekt Beteiligten in einem Netzwerk neue technische Herausforderungen zu meistern. Deshalb setzte Bosch Sicherheitstechnik bei der Umsetzung dieser anspruchsvollen Bauaufgabe ausnahmslos auf erfahrene Marktpartner, zu denen die Spezialisten für Anlagentechnik IBB – Burrer & Deuring Ingenieurbüro GmbH aus Ludwigsburg ebenso gehörten wie STG-BEIKIRCH GmbH & Co. KG aus LemgoLieme und die Elektrofachleute des Handwerksbetriebs A-M RWA & Service GmbH aus Stuttgart. Alle Unternehmen wurden bereits in einer sehr frühen Phase mit in die Projektentwicklung einbezogen. Auf diese Weise konnten die Schnittstellen zwischen den einzelnen Gewerken (Fassade und Dach) eindeutig zugeordnet, exakt formuliert und von vornherein umfassend berücksichtigt werden.

Bestmöglicher Schutz bei Brandgefahren

Die Basis für die Sicherheit beim Messebetrieb bilden zwei redundante universelle Gefahrenmeldezentralen UGM 2020 von Bosch. Insgesamt 27 Brandmeldeunterzentralen vom Typ UEZ 2000 SRT und 6.300 automatische Rauchmelder überwachen das gesamte Messe-Areal. Durch den Betrieb von 1.200 Handmeldern und 175 Rauchansaugsystemen (RAS) werden die Brandgefahren bereits im Entstehen erkannt. Die RAS prüfen die angesaugte Luft aus insgesamt 34.000 m Spezialrohr auf Rauchpartikel und lösen bei Überschreitung der Grenzwerte einen Vor- oder einen Vollalarm aus. Zudem wirken 136 Rauch- und Wärmeabzugsanlagen über ein vernetztes System einer Rauchausbreitung entgegen. Damit ist das Schutzpersonal jederzeit imstande, an jeder Brandmeidezentrale eine exakte und schnelle Brand- und/oder Störungslokalisierung durchzuführen. Vollautomatisch werden im Brandfall zudem durch ca. 10.000 Steuerungspunkte erste Maßnahmen zur Evakuierung und Entrauchung der Messehallen durchgeführt, um die Sicherheit der Besucher und des Betriebspersonals jederzeit zu gewährleisten. Hierzu zählen u. a. Ansteuerungen der RWA-Anlagen, Türsteuerungen, Lüftungs- und Entrauchungsanlagen, Aufzugsanlagen, Drehkreuze sowie vernetzte Sprachalarmierungsanlagen mit insgesamt ca. 4.000 Lautsprechern. Die Koordinierung und Überwachung der Sicherheitskomponenten, die durch mehr als 70 km Kabel- und Lichtwellenleitungen miteinander vernetzt wurden, übernimmt das Gebäudemanagementsystem BIS von Bosch. Dies wird an drei Standorten, ausgestattet mit PC und diversen Monitoren, über grafische (hinterlegte CADGrundrisse) Bedienoberflächen durch Sicherheitspersonal betreut.

Anforderungen an Rauch- und Wärmeabzug

Die schnell voranschreitende Entwicklung der Gebäudetechnik stellt auch erhöhte Anforderungen an Anlagen des vorbeugenden Brandschutzes. RWA mit elektrisch betriebenen Antrieben bilden dabei das Konzept der Zukunft. Erst durch die Kombination moderner Elektronik und hochleistungsfähigen elektromechanischen Antrieben mit Meldetechnik können die elektrischen RWA-Systeme ehr schnell und zuverlässig ansprechen und auslösen.
STG-BEIKIRCH verfügt dafür über ein umfangreiches und qualifiziertes Kompetenzen-Reservoir und vereint dazu die Disziplinen der klassischen Produktentwicklung mit ganzheitlichen Systemen und Dienstleistungen. Der Leistungsumfang für die neue Landesmesse in Stuttgart bestand für den Hersteller von Steuerungs- und Antriebssystemen in der Projektierung, Lieferung und Montage der RWA-Zentralen zur Ansteuerung der Fensterantriebe.

Modulzentralen mit LON-Steuerungen

Danach wird in Stuttgart die Leitungsüberwachung (d. h. die Störmeldung, Datenbusleitung usw.) der angeschlossenen Komponenten über die RWA-BUS-Zentrale MZ2 und teilweise sogar über Local Operating Network (LON) angesteuert. Die Steuerungszentrale MZ2 mit integrierter Energieversorgung zur Steuerung von Rauch- und Wärmeabzügen erfüllt die Leistungsmerkmale einer Steuerungszentrale nach den aktuellen Normen DIN prEN 12101-9 und EN 12101-10 und besitzt eine TÜV-Bauartzulassung. Hiermit lassen sich alle Funktionen nachträglich anpassen, ohne dass aufwändige Veränderungen in der Verdrahtung vorgenommen werden müssen. Im Gegensatz zu herkömmlichen hardwaremäßig betriebenen Steuerungen erlaubt die Modulzentrale MZ2 eine nachträgliche Veränderung anhand eines intelligenten Konfigurations-Softwareprogramms.  Viele Abläufe werden dadurch bereits im Planungsstadium vereinfacht. Es genügt lediglich die Basiseinstellung in der Projektstartphase. In der späteren Projektierung folgt dann ohne großen Aufwand und ohne nachträgliche Korrekturen in der Technik die problemlose Feinjustierung. Montage an unterschiedlich geeigneten Einbauorten In der Hochhalle befinden sich elf Stück MZ2 Modulzentralen plus LON-Steuerung. In der Kongresshalle wurden 17 Zentralen vom gleichen Typ installiert. Die neun Standardhallen verfügen über jeweils acht Stück Modulzentralen. Auf dem Messerundgang befinden sich weitere 19 Zentralen (MZ2 plus LON-Steuerung). Für die windrichtungsabhängige Entrauchung der Eingänge Ost und West sorgen zwei MZ2 Modulzentralen ebenfalls mit LONSteuerungen. Hierbei wird die aktuelle Windgeschwindigkeit und Windrichtung anhand eines LON-Windgebers ermittelt und über die Datenbusleitung an die angeschlossenen Antriebe weitergeleitet. Die Planung erfolgte bei STG-BEIKIRCH unter Mitwirkung des Elektrobetriebs A-M RWA & Service GmbH, die Montage und Inbetriebnahme vor Ort ebenfalls. Die Modulzentralen wurden bereits vorkonfiguriert auf die Baustelle geliefert. Die unterschiedlich abmessenden Zentralen sind von den Fachmonteuren an jeweils geeigneten Einbauorten (Randbereiche, Technikräume und Zwischengeschossdecken) in bis zu extremen Höhen montiert worden. Die Montage verlangte eine gute Vorplanung und Koordination, sicheres Handling und professionelle Vorgehensweisen sowie eine ausgeklügelte Logistik. Mit der von STG-BEIKIRCH zur Verfügung gestellten Konfigurations-Software ließen sich die bauschrittweise erforderlichen Änderungen ,vor Ort schnell und unproblematisch auf die tatsächliche Situation anpassen.

Die Lüftung in der Hochhalle bzw. im Bereich des Messerundgangs erfolgt über geschosshohe, elektrisch angetriebene Fenster mit 24 V-Elektroantrieben, in den neun Messehallen sowie im Eingangsbereich Ost jeweils über Öffnungsaggregate in der Fassade.

Fazit

Für Andreas Fallscheer und seine Monteure war es eine lehrreiche und interessante Baustelle, die einen kühlen Kopf, jede Menge Know-how und verlässliche Mitarbeiter verlangte. „Ohne die moderne Steuerungstechnik von STG-BEIKIRCH hätten wir diese  Herausforderung in der zuvor beschriebenen Art und Weise nicht
meistern können“, resümiert der Firmenchef.

Text und Bilder : STG-BEIKIRCH

Bautafel: Neue Messe Stuttgart
Bauherr: Projektgesellschaft Neue Messe Stuttgart GmbH & Co. KG, www.landesmesse.de
Architekten: Wulf & Partner, Freie Architekten BDA, Stuttgart, www.wulf-partner.de
Projektmanagement: Drees & Sommer Stuttgart, www.dreso.com
Fachingenieure: IBB Burrer & Deuring Ingenieurbüro GmbH, Ludwigsburg, www.ibb-burrer-deuring.de
Sicherheit sleistungen: Bosch Sicherheitssysteme GmbH, Vertriebsniederlassung Stuttgart, www.de.bosch.com
Steuerungssysteme RWA: STG-BEIKIRCH GmbH & Co. KG, Lemgo-Lieme, www.stg-beikirch.de
Planung und Montage Rauch- und Wärmeabzug: A-M RWA Service GmbH, Andreas Fallscheer, Stuttgart, www.a-m.rwa.de

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